Wirth



Wenn Interpretationen in sich ruhen und sich lyrische Miniaturen
gesangvoll entfalten dürfen

© Thomas Wirth, Fränkische Landeszeitung, 9. April 2002

Klavierabende mit Schülern von Peter Feuchtwanger sind anders. Denn Feuchtwanger-Schüler spielen anders. Wie? [...] Feuchtwanger-Schüler erkennt man schnell, wenigstens die dauerhaftesten unter ihnen. Es ist, als ob sie aus der Stille und aus der Ruhe heraus spielen, und oft könnte man meinen, daß ihre Deutungen auf der Zeit schwimmen, wie ein Floß auf Ihr treiben. Die Zeit muss man sich hier, um im Bild zu bleiben als einen langen, ruhigen Fluss vorstellen. Wenn nicht alles täuscht, dann ist das Stilideal von Peter Feuchtwanger eine leise, aber eindringlich formulierte Absage an jede Art von Klavierboxertum und Tasten-Raserei. Es wird viel zu oft viel zu laut gespielt, ist die Devise des Klavierpädagogen. Strömende Sanglichkeit, nobler Wohllaut, wache Gelassenheit sind ihm wichtiger (und die unverkrampfte Natürlichkeit der Bewegungsabläufe). Feuchtwanger-Schüler trotzen einem Flügel nichts ab - sie entlocken ihm sanft seine eigenen Töne. [...] Gut denkbar ist jedoch, daß Feuchtwangers Klavierideal für sanguinische oder gar cholerische Temperamente, für extrovertierte oder energisch-kämpferische Persönlichkeiten einiges an Selbstverleugnung verlangt - ihre Ausdrucksmöglichkeiten wird es aber letztlich bereichern. [...]